Wenn die Kühe die Alm verlassen
Im Alpenraum ist der Spätsommer traditionell die Zeit, in der die Milchkühe von den hoch in den Bergen gelegenen Almen zurück ins Tal geführt werden. Vielerorts werden diese Almabtriebe von festlichen Umzügen begleitet und das Vieh wird dem Anlass entsprechend bunt geschmückt. Seien Sie doch mit einem Ferienhaus in Deutschland, Österreich oder der Schweiz beim nächsten Almabtrieb dabei!
Die meisten Almabtriebe finden zwischen Mitte September und Mitte Oktober statt. Kurz vor dem vielerorts einsetzenden ersten Schneefall heißt es für über 100.000 Kühe, den Weg ins Winterquartier auf dem heimischen Hof im Tal anzutreten. Den Sommer über waren die Tiere mit ihren Hirten auf den saftigen Alpwiesen untergebracht. Ist dort alles gut verlaufen und kein Tier verloren gegangen, werden die Kühe zum Abtrieb traditionell mit einem Kopfschmuck aus Tannengrün, bunten Alpenblumen und anderen Dekorationselementen festlich eingekleidet. Um den Hals tragen sie Glocken, die vor Dämonen und bösen Geistern schützen sollen. Das Geläut der wandernden Kühe ist schon von Weitem zu hören, wenn sich die Dorfgemeinschaft für die Ankunft der Tiere bereithält.
Aber nicht nur für die Landwirte und die anderen Einheimischen ist der Almabtrieb ein besonderer Tag, der oft mit einem Volksfest und Märkten einhergeht. Auch viele Urlauber erfreuen sich regelmäßig an dem bunten Spektakel, das Erwachsenen wie auch Kindern viel Spaß bereitet. Im Folgenden wollen wir Ihnen einige Regionen mit besonders schönen Almabtrieben vorstellen.
Österreich: Viele Kühe bedeuten viele Almabtriebe
Feierlich geschmückte Tiroler Kühe auf dem Weg ins Tal
In den österreichischen Alpen wird die Brauchtums-Pflege groß geschrieben. Daher gibt es in den Bundesländern Salzburger Land, Tirol, Steiermark, Kärnten und Oberösterreich vielerorts eine große Zahl an Almabtrieben zu bestaunen. In einigen Gegenden werden zudem nicht nur Rinder, sondern auch Schafe und Ziegen von den Almen getrieben.
Viel los sein wird beispielsweise am 14. September in Bad Kleinkirchheim: Ab 11.00 Uhr vormittags machen sich hier die bunt geschmückten Kühe auf dem Weg ins Tal. Nach der Ankunft gibt es ein Unterhaltungsprogramm auf der Festwiese mit viel Musik, animierter Kinderunterhaltung und einem Bauernmarkt.
Festliche Rahmen für die Abtriebe sind auch auch im Salzburger Land und in Tirol zu finden, beispielsweise in Altenmarkt am 14. und in Wagrain am 21. September. In Reith im Alpbachtal gibt es am 14. September schon ab 10 Uhr vormittags ein Fest, bei dem unter anderem die Bundesmusikkapelle einmarschiert, bevor am Nachmittag das Vieh erwartet wird.
Berchtesgadener Land: Über den Königssee
Nach dem Abtrieb geht es für diese Kühe noch mit dem Boot über den See
Zwischen Ende September und Anfang Oktober wird auch im Berchtesgadener Land das Vieh zurück ins Tal getrieben. Bekannt ist die Region, in der mit Berchtesgaden auch der beste atraveo-Ferienort 2013 liegt, für einen besonders aufwändigen Kopfschmuck für die Kühe. Der sogenannte „Fuikl“ besteht aus einem Tannenzipfel mit vier verbundenen Kränzen und erfordert mehrere Stunden Handarbeit pro Stück.
Etwas Besonderes im Berchtesgadener Land ist zudem der Almabtrieb über den malerischen Königssee. Die Saletalm und die Fischunkerlalm liegen weit abgelegen am Südufer des Sees und sind vom Land aus nur sehr beschwerlich über das Gebirge zu erreichen. Das Weidevieh wird daher mit Transportschiffen, den sogenannten Landauern, ans Nordufer gebracht, wo es traditionell geschmückt und von einer großen Menschenmenge erwartet wird.
Endpunkt der meisten Abtriebe im Berchtesgadener Land sind die Orte Ramsau, Schönau am Königssee und Bischofswiesen, so dass man mit einer Unterkunft hier optimal gerüstet ist. Die genauen Termine für die Almabtriebe im Berchtesgadener Land werden recht kurzfristig bekannt gegeben, um auf mögliche schlechte Witterungen reagieren zu können. Genauere Informationen hierzu gibt es unter anderem bei der zuständigen Tourismusbehörde. Der besonders beliebte Abtrieb über den Königssee findet in der Regel am ersten oder zweiten Wochenende im Oktober statt.
Allgäu: „Viehscheid“ im Kleinwalsertal
Festlicher Viehscheid in Oberstdorf-Schöllang (Quelle: Tourismus Oberstdorf)
Im Allgäu werden die Almabtriebe „Viehscheid“ oder einfach nur „Scheid“ genannt. Diese Bezeichnung kommt daher, dass die Kühe nach der Rückkehr von den gemeinschaftlich genutzten Almen ihren jeweiligen Besitzern zugeteilt, sprich „geschieden“, werden.
Die Almen selber werden übrigens in Senn- und Galtalmen unterschieden. Auf den Sennalmen verbringen die erwachsenen Milchkühe, deren Milch noch an Ort und Stelle verarbeitet wird, den Sommer, während auf den Galtalmen vor allem das Jungvieh untergebracht ist.
Einen traditionell großen und bunten Viehscheid im Allgäu gibt es am 13. September in Oberstdorf, wenn das Vieh von den Galtalmen heimkehrt. Ab 9.00 Uhr am Morgen wird bereits auf dem Scheidplatz, wo später die Tiere getrennt werden, mit Musik und einem Unterhaltungsprogramm auf die Jungtiere gewartet. Ein Tag davor findet zudem der Viehscheid im Oberstorfer Ortsteil Schöllang statt, so dass Sie hier gleich bei zwei Abtrieben dabei sein können.
Schweiz: Besonders viel Tradition
Noch können diese Kühe auf der sommerlichen Alm grasen ...
In der Schweiz schmeckt der leckere Alpkäse bekanntermaßen besonders würzig und aromatisch. Laut den Sennern liegt das vor allem an den hier im Hochgebirge besonders gut gedeihenden Bergkräutern, die das Vieh über den Sommer abgrast und der Milch beziehungsweise dem Käse damit eine unverwechselbare Note gibt.
Die Almabtriebe werden in der Schweiz meist „Alpabzüge“ genannt und natürlich gibt es sie auch hier in der Eidgenossenschaft in hoher Zahl – ob in Graubünden, im Tessin oder im Wallis. Dazu treten vielerorts nicht nur kleine Volksfeste, sondern oft auch eine ganze Reihe regional besonderer Brauchtümer, wie beispielsweise das „Aelplerchilbi“ oder das „Chäsiteilet“.
Das „Aelplerchilbi“ findet in unterschiedlichen Formen in vielen Dörfern statt und ist so etwas wie das traditionelle Rahmenprogramm des Alpabzugs. Meist besteht es aus einem Gottesdienst, einem gemeinsamen Mittagessen und einer Tanzvorführung. Oft kommen auch noch spezielle Bräuche wie das Auftreten der sogenannten „Wilden“ und das Verteilen von Dörrobst an die Dorfkinder hinzu. Das „Chäsiteilet“ ist dagegen die Bezeichnung für die Käseteilung unter den Landwirten. Anteilig zur erbrachten Milchmenge seiner Kühe erhält jeder Bauer die ihm zustehende Menge Käse in einem feierlichen Rahmen ausgehändigt.
Mit einem Ferienhaus beim Almabtrieb dabei sein
Ferienhäuser und -wohnungen, die direkt in einem Ort liegen, an dem ein Almabtrieb in Deutschland, Österreich oder der Schweiz veranstaltet wird, können Sie direkt über unsere Reiseideen finden. Die genauen Termine für einen Abtrieb haben wir – soweit jetzt schon bekannt – bei den jeweiligen Ortsinfos hinterlegt. Diese finden Sie ganz einfach in einem Reiter bei jeder Objektbeschreibung.
Alle Angaben zu Terminen und Uhrzeiten verstehen sich jedoch ohne Gewähr, da erfahrungsgemäß vereinzelte Abtriebe wegen schlechter Witterunsgsbedingungen verschoben werden oder auch ganz ausfallen können. Nähere Informationen hierzu finden Sie bei den lokalen Tourismusbehörden (siehe Linktipps).